Jedoch beginnt seine abenteuerliche und rührende Geschichte zu einer nicht gerade friedvollen Zeit: im Ersten Weltkrieg. Im Ort Winnipeg (Kanada) machen sich Truppen gen Europa auf, um die Zweite kanadische Infanterie Brigade zu unterstützen.
Unter den Soldaten befindet sich der Leutnant
Harry Colebourn. Er ist es, der während eines Stopps am White River, Ontario, einem Jäger ein verwaistes Bären-Junges abkauft. Für 20 Dollar. Harry nennt sein bäriges Maskottchen "Winnipeg", nach seiner Heimatstadt, und nimmt es mit bis nach Großbritannien. Das Findelkind unterhält die Soldaten und gilt in den harten Zeiten an der Front als Glücksbringer. Doch als die Truppen sich Richtung Frankreich aufmachen, gibt Harry seinen geliebten
Winniepeg in die Obhut des Londoner Zoos - wo er bis zum Jahr 1934 lebt.
Der Zufall will es, daß ein kleiner Junge namens
Christopher Robin sein Herz für genau diesen Winniepeg entdeckt. Woche für Woche zieht es den
Kleinen in den Zoo. Sogar der eigene Teddybär wird flugs in Winnie umbenannt.
Der Beginn einer großen Kinderfigur-Karriere! Denn Christopher Robins Vater, der
Schotte A. A. Milne, war jener Mann, der aus der Bärenliebe seines Sohnes eine der schönsten Kindergeschichten machte:
"Winnie Puuh".
Autor
Alan Alexander Milne (1882-1956) war mit ganzem Herzen der Dichtung verfallen. Bereits für die Schülerzeitung schrieb der Sohn eines strengen Privatschulleiters Gedichte. Zwar studierte Milne nach Schulabschluß zuerst das steife Fach Mathematik, doch schon bald wagte er den für die damalige Zeit mutigen Schritt, als freier Schriftsteller in London zu leben. Von 1905 bis 1914 war er Autor des Magazins "Punch" und konzentrierte sich nach dem Ersten Weltkrieg ganz auf das Schreiben von Stücken. Das Jahr 1920 wurde gleich in zweifacher Hinsicht zu einem seiner erfolgreichsten Jahre: Seine Ehefrau Dorothy brachte den Sohn Christopher Robin zur Welt. Und Milnes Stück "Mr. Pym Paßes By" wurde uraufgeführt und zu einem Kaßenschlager. In der kommenden Zeit veröffentliche Milne, animiert durch seinen Sohn, immer wieder Gedichte und Kindergeschichten. Seine bekannteste wurde vor 75 Jahren, am 14. Oktober 1926, im Verlag
Methuen veröffentlicht:
"Winnie-the-Pooh".
Held ist der kleine honigschleckende Bär Winnie, der mit seinen Freunden Piglet, Tigger, Kanga, Rabbit, Owl und Roo im 100-Arc-Wald lebt. Für all diese Figuren standen Christopher Robins Stofftiere Pate. Lediglich Rabbit und Owl, wie auch der Schwan Pooh (der Winnie seinen Zunamen gab) lebten tatsächlich auf der Milnschen Farm namens
"Ashdown Forest" in Sußex. Zwei Jahre später erschien die Fortsetzung:
"The House At Pooh Corner".
Die Bücher wurden ein unbeschreiblicher Erfolg - weltweit. Im Jahr 1951 kaufte Milnes amerikanischer Verleger in weiser Voraußicht sämtliche Stofftiere von Christopher Robin für 50000 Dollar auf. Seit 1987 sind sie in der
"New York Public Library" zu besichtigen.
Als Milne starb, im Jahr 1956, waren seine Puuh-Bücher in
zwölf Sprachen übersetzt worden. Verkaufte Exemplare: Sieben Millionen. Heute rangiert der Pelzheld in der Liste der 100 populärsten Bücher des 20. Jahrhunderts unter den ersten 20 Plätzen. Mittlerweile sind die Romane in 25 Sprachen übersetzt, sogar ins Lateinische.
Was lag also näher als die muntere Pelzkugel auch auf der Leinwand ihr Unwesen treiben zu laßen? Schon 1966 wurden Winnie Puuh und seine Freunde erstmals nach den Vorbildern der Buchillustrationen von
Ernest H. Shepard auf Zelluloid zum Leben erweckt. Seitdem ist Winnie Puuh nicht mehr wegzudenken: Winnie Puuh tummelt sich in zahlreichen Videos, Specials, einer TV-Serie und verschiedenen Zeichentrickfilmen.