Winnie Pooh und Eeyore
An einem schönen Sommertag lief Winnie Pooh den Weg zur alten Holzbrücke entlang. Diese Brücke war sein Lieblingsplatz! Dort stand er besonders gerne, denn der langsam dahingleitende Fluß hatte etwas Beruhigendes.
Gerade als Pooh an den Tannenbäumen vorbeikam, fiel plötzlich etwas auf seinen Kopf. "Huch!" erschrak Pooh. "Ein Tannenzapfen. Und was für ein schöner, großer noch dazu!"
Pooh lief weiter und bewunderte dabei seinen Tannenzapfen. Wumm. Pooh stolpterte plötzlich über eine dicke Wurzel auf dem Weg und kullerte den Abhang hinunter.
Pooh landete geradewegs in der Mitte seiner Lieblingsbrücke. "Oh, wo ist mein Tannenzapfen?!" wunderte er sich und schaute den Hügel empor. "Ach, wie schade, er fällt in den Fluß!" Pooh sah gerade noch, wie der Tannenzapfen in den Fluß rollte und vom Waßer abgetrieben wurde.
Plötzlich fiel Pooh etwas Komisches auf. "Das ist doch lustig! Mein Tannenzapfen fiel auf dieser Seite der Brücke ins Waßer und kam auf der anderen Seite wieder hervor! Das muß ich gleich noch mal ausprobieren!" |
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Pooh sammelte schnell weitere Tannenzapfen sowie ein paar Stöcke und lief zur Brücke zurück. Er stellte sich auf die eine Seite der Brücke und warf alles in den Fluß. Dann rannte er schnell auf die andere Seite.
"Da kommt einer, und noch einer, und noch einer - sie kommen alle durch die Brücke geschwommen!" wunderte sich Pooh. "Ich halt`s kaum aus, bis ich das meinen Freunden erzählen kann!"
"Ferkel! Kaninchen! Rooh! Ich hab ein neues Spiel erfunden! Es heißt "Poohs Stöckchen". Ich hab`s nach mir benannt", erklärte Pooh. "Ich kann`s euch so nicht erklären, aber ich kann`s euch zeigen!"
Und so gingen alle runter zum Fluß! "So, nun sammelt sich jeder ein paar Stöcke", schlug Pooh vor. "Wir schmeißen sie alle auf dieser Seite von der Brücke ins Waßer. Dann rennen wir schnell auf die andere Seite, und weßen Stock am ersten unter der Brücke hervorkommt, der hat gewonnen!"
"Seid ihr alle fertig?" fragte Pooh in die Runde. "Werft jetzt!" Gleich darauf rannten Ferkel, Pooh, Rabbit und Rooh zur anderen SEite der Brücke.
"Hier kommt meiner schon!" rief Rooh.
Aber es war gar nicht Rooh`s Stock! Es war Eeyore, der Esel, der unten im Fluß schwamm! "Hallo, Eeyore", rief Rabbit. "Sollen wir dir ans Ufer helfen?" "Das wäre wirklich toll!" antwortete Eeyore erleichtert und schaukelte dabei im Waßer auf und ab. |
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"Was sollen wir tun?" fragte Ferkel ängstlich. Doch Pooh wußte Rat, "Ich hab eine Idee! Wenn wir einen großen Steinbrocken so nah wie möglich zu Eeyore hinunterwerfen, dann werden die Wellen unseren Freund ans Ufer spülen!"
Alle waren damit einverstanden, und auch Eeyore fand die Idee gut.
Pooh schleppte einen großen Steinbrocken herbei. Mit letzter Kraft stemmte er den Stein über das Geländer der Brücke. Er zielte ganz nahe neben Eeyore und gab dem Stein einen tüchtigen Schubs. Platsch! O weh, der Felsbrocken fiel auf Eeyore, der sofort unterging.
Alle schauten ängstlich auf das Waßer. "Schaut! Da ist er ja!" rief plötzlich Rooh und zeigte zum Fluß hinüber. Und tatsächlich, da war Eeyore, der mühsam aus dem Waßer ans Ufer krabbelte. Alle rannten zum tropfnasen Esel hinüber. "Wie bist du denn da nur hineingefallen?" fragte Rabbit neugierig. "Ich wurde hineingeschubst", entgegnete Eeyore traurig. " Ich vermute, Tigger hat dich hineingeschubst!" flüsterte Ferkel.
Gerade in diesem Moment tauchte Tigger aus dem Wald auf. "Tigger, hast du etwa Eeyore in den Fluß geschubst?" forschte Rabbit. "Ich hab ihn nicht geschubst", wehrte sich Tigger. "Ich stand hinter ihm und habe nur gehustet!" "Schubsen oder Erschrecken ist für mich gleich", entgegnete Eeyore.
Und jeder war sich sicher, daß Tigger Eeyore in den Fluß geschubst hatte. "Du solltest es dir wirklich überlegen, bevor du jemanden ins Waßer schubst!" schimpfte Rabbit mit Tigger. Aber Eeyore schüttelte nur seinen Kopf. "Warum sollte gerade Tigger nett zu mir sein?" klagte er. " Sonst ist es ja auch niemand!" Mit gesenktem Kopf trottete Eeyore davon.
"Jeder scheint heute traurig zu sein. Weiß jemand warum?" fragte Pooh. "Nein, Pooh", antwortete Rabbit; " aber du hast Recht - ich hab Eeyore noch nie so traurig gesehen!" "Also gut," meite Pooh, " Dann werde ich ihm jetzt mal nachgehen und herausfinden, was los ist!"
"Was ist denn los, Eeyore?" fragte Pooh, nachdem er den kleinen Esel eingeholt hat. "Du bist ja so traurig." "Traurig? Warum soll ich traurig sein?" antwortet Eeyore. "Heute ist doch mein Geburtstag. Der glücklichste Tag im Jahr!"
"Also das ist es!" dachte Pooh. Heute ist Eeyores Geburtstag, und keiner hat daran gedacht. |
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"Warte hier auf mich!" rief Pooh Eeyore zu.
Er rannte so schnell er konnte nach Hause. Auf dem Weg begegnete ihm Ferkel. "Heute ist Eeyores Geburtstag, und ich werde ihm einen großen Honigtopf schenken!" sagte Pooh zu ihm. "Und ich werde ihm einen roten Luftballon schenken!" meinte Ferkel und rannte gleich nach Hause, um ihn zu holen.
Pooh fand einen besonders schönen Honigtopf in seinem Küchenschrank. Er machte sich gleich auf den Rückweg zu Eeyores Haus. Doch er war noch gar nicht sehr weit, als ihn plötzlich ein Heißhunger überfiel.
"ich nehme nur ein kleines bißchen", sagte Pooh, doch bald war der Honigtopf leer und Poohs Bauch voll.
"Oh, nein!" rief Pooh erschrocken. "Jetzt hab ich doch tatsächlich Eeyores Geburtstagsgeschenk gegeßen! Nun kann ich ihm nur noch den leeren Topf schenken!" Doch plötzlich hatte Pooh eine Idee. "Ich werde schnell Eule besuchen!"
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Pooh lief zum Baumhaus der Eule. Er bat sie "Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag" auf den leeren Topf zu schreiben, und Eule bemühte sich, besonders schön zu schreiben. "Was für eine tolle Idee", freute sich Eule. "Ein leerer Topf kann ein nützliches Geschenk sein!" |
In der Zwischenzeit rannte Ferkel mit einem großen, roten Luftballon durch den Wald. "Eeyore wird sich sicher über diesen Luftballon freuen und nicht mehr traurig sein. Da.... " Peng! Der Luftballon war geplatzt, weil Ferkel mit ihm gegen einen Baum geprallt war. "Oh, wie schrecklich!" jammerte Ferkel, als er die überreste seines großen roten Luftballons betrachtete. "Jetzt hab ich keinen Luftballon mehr!"
Ferkel fand Eeyore beim Fluß. "Ich hab ein Geschenk für dich, Eeyore!" rief er. "Das war ein wunderschöner, großer roter Luftballon, bevor er platzte...."
Eeyore starrte auf die kümmerliche leere Hülle des Luftballons. In diesem Moment kam Pooh mit seinem leeren Honigtopf an. "Ich hab ein Geburtstagsgeschenk für dich, Eeyore!" rief er. "Das ist ein sehr nützlicher Topf", betonte Pooh, "und es steht "Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag" darauf." Eeyore untersuchte den leeren Topf. " Du kannst da alles mögliche hineintun", erklärte Pooh. Eeyore nahm den geplatzten Luftballon und legte ihn in den Topf. Dann zog er ihn wieder heraus und legte ihn anschließend wieder hinein.
"Ihr braucht mir doch nichts zu schenken", sagte Eeyore schließlich glücklich lächelnd.
"Aber natürlich freu ich mich darüber!"
"Ich bin froh, daß mir einfiel, dir diesen praktischen Topf zu schenken!" sagte Pooh. "Und ich bin froh, dir etwas zu schenken, was du in den Topf legen kannst!" fügte Ferkel hinzu. |
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"Jetzt haben wir noch eine überraschung für dich, Eeyore!" sagte Pooh. "Komm mit uns!" Und so liefen Eeyore, Pooh und Ferkel gemeinsam über die Brücke. Gerade als sie auf dem Hügel ankamen, rief man ihnen schon von weitem "Alles Gute" und "Herzlichen Glückwunsch zum Geburstag" zu!
Die Freunde von Eeyore waren gekommen und warteten alle an der Geburstagstafel auf ihn. Natürlich hatten Eeyores Freunde Tigger nicht mit eingeladen. Tigger sollte nicht dabei sein, weil er Eeyore so hinterhältig in den Fluß geschubst hatte. Aber gerade als Eeyores Geburtstagstorte angeschnitten wurde, platzte Tigger in die Runde.
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"Du hast vielleicht Nerven, dich hier blicken zu laßen, nach allem, was du mit Eeyore angestellt hast!" schim-pfte Rabbit mit Tigger, während dieser ein Riesenstück Kuchen verschlang.
"Ich finde, Tigger sollte beßer gehen!" bemerkte Rabbit energisch.
"Ach, laß ihn doch da!" sagte Rooh bittend. "Was meinst du dazu, Christopher Robin?" fragte Pooh. |
Christopher Robin dachte einen Moment darüber nach. "Ich denke... " Alle warteten gespannt auf seine Antwort. "Ich denke, wir sollten noch mal "Poohs Stöckchen" spielen!" schlug er vor. "Poohs Stöckchen?" freute sich Tigger. "Oh toll! Da bin ich nicht zu schlagen!"
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Und so marschierten sie alle zusammen zu der alten Holzbrücke und spielten stundenlang. Eeyore, der ja zuvor noch nie "Poohs Stöckchen" gespielt hatte, gewann dabei viel öfter als alle anderen. Der Tigger aber war nicht ein einziges Mal Sieger. "Ich finde das Spiel blöd!" sagte er schließlich ganz beleidigt.
"Herzlichen Glückwunsch, Eeyore!" sagte Eule zum Schluß. "Es war eine tolle Geburstagsparty!", dann flog sie in Richtung Baumhaus davon. |
Eeyore bemerkte gerade noch, wie Tigger niedergeschlagen davonlief, und er tat ihm leid. "Tigger!" rief Eeyore. "Soll ich dir mein Geheimnis verraten, durch das ich so oft gewonnen habe?" "Das würdest du wirklich tun?" fragte Tigger ganz überrascht und war schon fast wieder so fröhlich wie immer. Dann liefen sie zusammen davon.
Pooh, Ferkel und Christopher Robin sahen den beiden nach. "Eigentlich ist Tigger ja ganz in Ordnung", meinte Ferkel. "Natürlich ist er das!" stimmte Christopher Robin zu.
Pooh überlegte eine ganze Weile. Dann sagte er: "Alle sind in Ordnung, bloß ich nicht." Aber damit hatte er natürlich völlig unrecht, stimmt`s?